Mit viel Spaß auf Digital Events

Das erste Mal, das letzte Mal und echte Gefühle – Ein Erfahrungsbericht

Nie mehr digital!

Wer mich kennt, der weiß, dass ich schon seit vielen Jahren Gegner dieser Digitalevents bin. Man durfte und darf mich aber bitte nicht falsch verstehen: ich habe nichts gegen Digitalität, den digitalen Wandel, die digitale Disruption, das digitale Waschen und was nicht noch alles digitalisiert werden kann, soll oder (aus Sicht einiger meiner Bekannten) sogar digitalisiert werden muss. Ich wehre mich nur nach wie vor mit beeindruckender Gelassenheit gegen die Zukunftspläne einiger vieler: etwas mit (an brachiale Gewalt grenzendem) Druck zu digitalisieren, dessen große Stärke darin begründet liegt, dass es eben nicht digital ist. Es gibt einfach Dinge, die brauchen echte Gefühle und das sollte man akzeptieren. Als Verdeutlichung ein Beispiel aus dem Alltag, das sicherlich vielen bekannt ist: ein echtes Stück Steak vom T-Rex schmeckt doch deutlich besser, als der beherzte Biss in ein Tamagotchi (Achtung: Ad wegen Produktplatzierung). Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass mein Digital-Dino seit 25 Jahren im (Dry-Age-)Schrank reift. Dass ich kein Anti-Digitalisierungs-Fanatiker bin, erkennt man ganz leicht an drei Tatsachen:

  1. Ich habe zu Hause Smart-Home-Geräte, die sogar miteinander vernetzt sind.
  2. Auf unserer Homepage findet sich neuerdings der Menüpunkt „Produkte““ (sollte man unbedingt gesehen haben).
  3. Jeder Interessierte kann sich meine neuen Rekorde im Möchtegern-Amateur-Jogging für die Klasse Ü30 und Ü100KG in einer App anschauen.

Und so war es für mich natürlich absolut gar kein Problem, ein Event, das wir nun schon das fünfte Jahr in Folge betreuen, mal eben von einem Zwei-Tages Präsenzevent zu einem sechs Stunden Digitalhappening umzumodeln. Gar kein Problem! Tat sogar gar nicht weh. Hierzu möchte ich kurz und in altbekannter Seriosität und absoluter Objektivität meine Erfahrungen teilen. Der Einfachheit halber nutze ich im Folgenden das Wort „Digitalhappening“ stellvertretend für alle Begriffe, die in den letzten Jahren, besonders aber in den letzten Wochen, für diese Art der (Nicht-)Zusammenkunft gefunden, kreiert und erfunden wurden.

Auf den ersten Blick gab es beim Digitalhappening kaum Unterschiede zu einem echten Event: die Anzahl neu gewonnener grauer Haare, der Bierkonsum, das Stresslevel  – nichts davon wies eine auffallende Abweichung von den Durchschnittswerten der letzten Jahre auf. Sogar die altbekannten Änderungen an Präsentationen 15 Minuten vor Showstart waren gleich. Auch die Proben waren ähnlich charmant-chaotisch, mit dem kleinen Unterschied, dass die Protagonisten diesmal überwiegend damit beschäftigt waren, das rote Licht auf den Kameras zu suchen und ihr schönstes TV-Lächeln zu professionalisieren.

Auch der Happening-Tag selbst war seltsam vertraut. Die Location hat Industriecharme (Kunststück, das Studio wurde in eine Lagerhalle gebaut). Der Kunde kommt und ist mit allem super glücklich und zufrieden – von Nervosität keine Spur. Protagonisten schlagen auf, werfen nochmal kurz die Präsentation um und haben klitzekleine Änderungen am Ablauf. Gäste (ja, wir hatten 35 Gäste vor Ort – hatte interne Gründe und ja, wir hatten ein Corona-Schutz-Konzept) kommen an, trinken Kaffee und führen den üblichen Small-Talk. Kurz vor Showbeginn wirkt der Kunde nun doch etwas nervös (ist ja aber auch für ihn das erste Mal). War aber gar nicht nötig, denn die Show wurde von allen Beteiligten astrein über die Bühne (oder besser über das Tablet) gebracht. In der Mittagspause gibt es allerfeinstes Catering, natürlich in einzeln verschlossenen Gläschen und an meilenweit entfernt stehenden Stehtischen. Am Ende bedanken sich Protagonisten, Vor-Ort-Zuschauer und Zuhause-Zuschauer für die tolle neue Erfahrung und sind schon fast überrascht, wie gut alles funktioniert hat. Man verabschiedet sich und tritt die Heimreise an. Technik und Caterer bauen ab, die Agentur sucht wie immer nach Gründen, warum auf jeden Fall jemand anders die Tische abbauen sollte und selbst das Wetter ist wie immer – also viel zu warm für den Abbau. Das obligatorische Feierabendbier ist dank einer aufmerksamen Projektleiterin und einem perfekt vorbereiteten Caterer pünktlich und auf den Punkt gekühlt. Alles wie immer.

„Wenn doch alles so gleich ist, warum beschwert sich der Küppers dann immer so über Digitalevents“ wird sich der ein oder andere jetzt sicherlich fragen.

Rationale Antwort: Ziel des Digitalhappenings war eine reine Informationsvermittlung. Harte Fakten, überzeugende Argumente, hitzige Diskussionen. Wir hatten kein Produkt, das getestet werden musste. Es mussten keine Emotionen für eine Marke generiert werden. Das Unternehmen musste nicht erlebbar sein. Eine Incentivierung war nicht notwendig. Networking und neuer Team-Spirit waren weder Primär- noch Sekundär-Ziel.

Meine persönliche, subjektive Antwort: Wir haben im Vorfeld aus verschiedensten Gründen mit vielen der 200 stillen Tablet-Gäste gesprochen, deren Highlight am Tag des Digitalhappenings die Teilnahme an diversen Live-Umfragen, Chats und Diskussionen war. Ausnahmslos alle hatten Verständnis für die Situation und die Entscheidung für eine Beziehung auf Distanz. Aber man freue sich doch jetzt schon darauf, im nächsten Jahr wieder seine Kollegen persönlich zu treffen, sich auszutauschen, gemeinsam etwas zu erleben und am Ende ein oder zwei Bier zusammen zu trinken. Diese Dynamik, die da immer entstanden ist, sei doch unersetzlich und hätte die Mannschaft immer perfekt zusammengeschweißt. Ich sag es Ihnen: da waren echte Gefühle im Spiel. Gleiche Gespräche konnte ich im Übrigen auch bei den Gästen vor Ort im Studio belauschen. Wichtig: es war nicht mein Akustik-Voyeurismus, der da durchgekommen ist. Vielmehr konnte ich gar nicht anders, mussten sich die Gesprächspartner zur Einhaltung des Sicherheitsabstands doch wie im Fußballstadion von Stehtisch zu Stehtisch anbrüllen.

Mein Fazit: Das erste Mal war spannend, abwechslungsreich und für alle eine neue Erfahrung. Und man sollte nie aufhören neue Erfahrungen zu sammeln. Also würde ich es jederzeit wieder tun. Aber nur, wenn die Rahmenbedingungen, Ansprüche und Zielstellungen stimmen! „Koexistenz statt Alleinanspruch“ muss nach wie vor das Credo lauten, zumindest meiner Meinung nach.

Zum Schluss gebe ich hiermit feierlich ein Versprechen ab: Dieser Beitrag ist der letzte, in dem ich mich dem Thema „Digitalhappening“ annehme. In Zukunft möchte ich mehr über Dinge schreiben, die noch nicht so ausgelutscht und plattgetreten sind. Vielleicht beschäftige ich mich mit Influencern oder Corona – ich weiß es noch nicht genau. Wichtig ist mir einfach, dass alles, was ich im Leben tue, absolut professionell und fundiert ist. Vielleicht besuche ich dafür vorher einmal einen Coach, der mit beim Shiften meines Mindsets hin zu positiven Morningvibes hilft.



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